Jeder hat die Drehregler schon gesehen bei einem Rudergerät. Einmal damit rumgespielt hat man rausgefunden, dass der Regler scheinbar für den Widerstand da ist. Sprich höher eingestellt, ist es schwerer und das Training intensiver. Doch ist das so? Kurz beantwortet: Jein. Alles was du dazu wissen musst, erfährst du in diesem Blogbeitrag.
Was für eine Sportart ist Rudern?
Das Rudern gehört in die Kategorie Kraftausdauer-Sport. Doch vor allem ist Rudern in erster Linie kein Widerstandssport, sondern ein Intensitätssport. Anders als beim Training im Fitnesscenter wird nicht der Widerstand erhöht, um das Training härter zu gestalten, sondern die Intensität wird gesteigert. Als Vergleich eignet sich beispielsweise das Laufen. Auch hier wird nicht der Widerstand erhöht, sondern die Intensität. Sprich, man läuft schneller bzw. intensiver.
Wie erhöht sich der Widerstand beim Rudern?
Beim Rudern wird der Widerstand durch ein erhöhter Kraftaufwand – also ein Intensiveres Training gesetzt. Sprich im Optimalfall reagiert das Rudergerät mit dem Widerstand auf den betätigten Kraftaufwand. Dies wird beispielsweise bei wasserbetriebenen Geräten wie den WaterRower am einfachsten verbildlicht. Ziehen wir ein Paddel „stärker“ durch das Wasser, ist der Widerstand höher als wenn wir das Padel gemächlich durch das Wasser ziehen.
Das Prinzip kann einfach zu Hause in der Badewanne ausprobiert werden. Einmal die Hand langsam durch die volle Wanne ziehen (geringer Widerstand) und einmal schnell (stärkerer Widerstand).
Dasselbe passiert aber auch beispielsweise bei Rudergeräten mit Luftwiderstand. Je schneller sich das Windrad dreht, desto höher wird der Widerstand.
Oder um es anders zu erklären. Der Kraftaufwand steht beim Rudern im direkten Verhältnis zum Widerstand. Das heisst, je mehr Kraft ich einsetzte, desto mehr Widerstand.
Was bewirkt ein höherer Widerstand?
Um dies aufzuzeigen, nehmen wir ein Beispiel eines Ruders zur Hand. In diesem sehen wir, dass der Ruderer mit 27,5 Schlägen pro Minute rudert (auf dem Bild oben links) und dabei eine Strecke von etwa 3.35m pro Sekunde zurücklegt.
Der Ruderer möchte nun das Boot beschleunigen. Das Tempo behalten wir dafür bei. Wir sind also weiterhin mit 27.5 Schlägen pro Minuten unterwegs. Nun wird aber die Zugkraft erhöht. Wir erinnern uns, dies erhöht den Widerstand automatisch. Diese Mehrleistung wird mit einem schnelleren Tempo belohnt. Das Boot beschleunigt sich also. In unserem Beispiel legen wir nun 4.55 Meter pro Sekunde zurück.
Beim Rudern sollte also nicht ein Widerstand gesetzt werden und wir reagieren auf diesen. Sondern wir bestimmen die Intensität und daraus erfolgt der entsprechende Widerstand. Schliesslich ist Rudern ein Intensität- und kein Widerstandssport.
Warum gibt es dann Rudergeräte mit Reglern?
Wenn bei den Rudergeräten (auch bei anderen Formen wie dem Rudergerät mit Luftwiderstand), der Widerstand durch die Intensität gesteuert wird – wieso gibt es dann diese Regler?
Die Regler steuern nicht den tatsächlichen Widerstand, sondern dienen zum Simulieren von verschiedenen Bootstypen.
Stell dir vor, du sitzt in einem schmalen Ruderrennboot auf dem See und ruderst gemächlich vor dich hin. Nun möchtest du das Tempo erhöhen. Du erhöhst also die Intensität bzw. erhöhst die Zugkraft. Dies führt einerseits zu einem höheren Widerstand, anderseits machst du so mehr Meter pro Sekunde gut und erhöhst damit da Tempo.
Wenn du nun auf einem grösseren Boot sitzt, ist das Prinzip zwar dasselbe, du wirst aber weniger schnell vorankommen. Einfach, weil die Kraftübertragung bei diesem Bootstyp langsamer stattfindet.
Berechungen bei einem Rudergerät mit Monitor
Im Optimalfall berechnet der Monitor eines Rudergeräts mit den Reglern nun den tatsächlichen Widerstand. Dies geschieht, indem der Monitor misst, wie viel Drehungen das Windrad zwischen jedem Zug verzögert wird und dabei berechnet, wie schnell oder langsam die „Bedingungen“ sind. Dies ergibt eine Verzögerungsrate, welche beim nächsten Zug mit der Windradgeschwindigkeit verrechnet wird. So entsteht der tatsächliche Widerstand unabhängig von der Luftklappeneinstellung (Regler).
Durch diese Selbstkalibrierung ist es möglich, die Ergebnisse von verschiedenen Rudergeräten zu vergleichen, was wiederum der Grundstein ist, Wettkämpfe durchzuführen.
Das heisst Rudergeräte mit Wasser liefern keine vergleichbare Daten?
Bei Rudergeräten mit Wasser gibt es auch schon hervorragende Lösungen, wie die Daten miteinander verglichen Werden können. So gibt es die Möglichkeit eines Upgrades beim WaterRower namens SmartRow. Dies ist ein kalibrierter Leistungsmesser, welcher dann ebenfalls dieselbe Vergleichbarkeit von seinen Workouts, aber auch zu anderen Ruderern ermöglicht.
Wieso wollen wir überhaupt den Widerstand einstellen?
Um nun den Bogen wieder zu schliessen und auf die ursprüngliche Frage zurückzukommen. Die Frage ist also, wieso wir den perfekten Widerstand suchen? Die Frage lautet eigentlich, wie intensiv sollte ich trainieren? Dies kann kaum Pauschal beantwortet werden. Die Intensität des Workouts hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Unter anderem, was das eigene Ziel mit dem Rudern ist, aber auch, ob ich eher neu im Sport bin oder bereits fortgeschritten bin und die Grundbewegungen bereits sitzen.
Kurz und knapp
Rudern ist kein Widerstandssport, sondern ein Intensitätssport. Das heisst, dass nicht ein entsprechender Widerstand angestrebt werden sollte, sondern der Widerstand sich durch die Intensität des Trainings automatisch ergibt. Allfällige Regler beim Rudergerät sind nicht als Konfiguration des Widerstands zu verstehen, sondern vielmehr die Simulation des Bootes (grösser vs kleiner). Es dient also mehr, um die Kraftübertragung zu simulieren auf einem Rower. Die richtige Intensität des Trainings hängt von vielen Faktoren ab und kann nicht pauschal beantwortet werden.